Glossar

Hier werden grundlegende Begrifflichkeiten rund um die Logopädie beschrieben und erklärt. Die Liste wird stetig erweitert.

Aphasie

Aphasie ist eine Störung der Sprachverarbeitung. Hauptursache für eine Aphasie ist ein Schlaganfall.

Bei einer Aphasie können die verbale Kommunikation, das Hörverstehen und die schriftsprachlichen Leistungen (Lesen und Schreiben) beeinträchtigt sein. Häufig sind auch kognitive Funktionen wie die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und einzelne Denkabläufe mit beeinträchtigt. Aphasie ist keine Intelligenzstörung! Weltwissen und Persönlichkeit sind intakt, können aber von Beeinträchtigungen überlagert sein. 

Logopädische Übungen und gezieltes Training kann hier gute Fortschritte bringen. Das gilt auch, wenn die Aphasie schon länger besteht. Dabei weiß man inzwischen sehr genau: Viel üben hilft viel!

Aus diesem Grund ist ein selbstständiges Üben im Alltag unerlässlich, um die Funktionen von Sprache und Sprechen wiederzuerlangen. Wenn regelmäßig geübt wird, stellen sich kontinuierliche Verbesserungen ein.

Kommunizieren tut man immer mit anderen, deshalb sind Gespräche mit Freunden und Angehörigen, aber auch Fremden wichtig, um das Gelernte anzuwenden. Helfen kann hier insbesondere die Gruppentherapie, wo gemeinsam mit anderen Betroffenen ein Austausch aber auch ein wertvolles Feedback erfolgt.

Diagnostik

Zur Diagnostik gehören alle Untersuchungen, die ein Arzt, Psychologe, Sprachtherapeut oder anderer Behandler durchführt, um eine Krankheit festzustellen. Auch Gespräche und Verhaltensbeobachtungen gehören dazu sowie Screenings, standardisierte Testverfahren und apparative Methoden. Am Ende der Diagnostik steht im Idealfall eine Diagnose, die Aufschluss über die Ursache der Beschwerden gibt und aus der sich eine mögliche Behandlung ableiten lässt.

Dysarthrie

Eine Dysarthrie ist eine erworbene neurogene Störung der Motorik des Sprechens. Dabei ist die Bewegungsausführung des Sprechens beeinträchtigt.

Dysarthrien werden verursacht durch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Erkrankungen wie z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose (MS) oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Auch zugrundeliegende Syndrome, z.B. Trisomie-21 können Ursachen für Dysarthrien sein.

Die Häufigkeit der Dysarthrie richtet sich nach der Ursache. Nach einem Schlaganfall liegt das Auftreten einer Dysarthrie zwischen 15 und 30 Prozent.

Bei Schädel-Hirn-Traumata liegt der Anteil in der Akutphase bei 30-50%. Betroffene Personen mit Morbus Parkinson zeigen in 75-90% der Fälle eine Dysarthrie, bei Multipler Sklerose liegt der Anteil bei 40-50% und bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS) bei bis zu 100% (Ackermann et.al., 2018).

Dysarthrien betreffen die Atmung, die Stimmgebung, die Artikulation und die Prosodie. Dabei können folgende Symptome in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten:

Einschränkung der Sprechatmung (Atemmuskulatur und -koordination ist beeinträchtigt) → leises oder stellenweise viel zu lautes Sprechen, rauer Stimmklang, Stimmabbrüche

  • Behauchter oder gepresster Stimmklang, teilweise Aphonie (keine Stimme)
  • Hypernasaler Stimmklang
  • Schwankungen in der Tonhöhe
  • Verlangsamtes Sprechen
  • Unverständliches Sprechen
  • Monotones Sprechen

In der Therapie geht es um die Rückerlangung sprechmotorischer Kontrolle. Dabei können die Therapieinhalte sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wo der Störungsschwerpunkt liegt.

Die Arbeitsfelder bei Vorliegen einer Dysarthrie liegen in den Bereichen Haltung, Atmung, Stimme, Artikulation, Prosodie und Rhythmus.

Basierend auf den diagnostischen Ergebnissen, wird ein Behandlungsplan erstellt und gemeinsame Ziele festgelegt. Die erarbeiteten Therapieziele werden in alltagsnahmen Kommunikationssituationen erweitert und gefestigt. Dafür werden Exkursionen in die Umgebung unternommen, z. B. in die Eisdiele oder an die Frischetheke eines Supermarkts. So wird sichergestellt, dass die erzielten Fortschritte und Strategien in die Alltagskommunikation transferiert werden

Frequenz

Die Frequenz beschreibt die Häufigkeit und Regelmäßigkeit eines Phänomens oder eines Verhaltens. In der Logopädie sprechen wir einerseits von Frequenz in Bezug auf die Häufigkeit von Wörtern und Ausdrücken. Dabei werden hochfrequente, als häufig vorkommende Wörter früher erlernt und leichter abgerufen als niedrigfrequente, also seltene Wörter.

Andererseits wird der Begriff Frequenz auch auf die Häufigkeit des Übungsangebots angewendet. Wird viel geübt, sprechen wir von einer hohen Übungsfrequenz. Findet die Therapie dagegen nur einmal in der Woche statt, ist das eine geringe Übungsfrequenz. Wegweisende Studien der Aphasietherapie haben in den letzten 15 Jahren herausgefunden, dass eine hohe Übungsfrequenz über einen festen Zeitraum, z. B. drei oder zwölf Wochen, zu den besten Ergebnissen führt.

Heilmittelverordnung

Die Heilmittelverordnung wird auch Rezept genannt,  und dient dazu, dass Ärzte ein oder mehrere Heilmittel verschreiben können. Je nach Diagnose sieht der behandelnde Arzt die Verordnung einer medizinischen Maßnahme im Bereich der Heilmittel vor. Die Bandbreite reicht von Physiotherapie und Ergotherapie über Logopädie und Frühförderung bis hin zu Podologie. Hat der Arzt ein solches Rezept ausgestellt, werden die Kosten für die Heilmitteltherapie in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Voraussetzung ist, dass eine Heilmittelverordnung korrekt und vollständig ausgefüllt wurde.

Logopädie

Die Logopädie beschäftigt sich mit möglichen Störungen in den Bereichen  Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken und Hören. Dabei werden Maßnahmen zur Prävention, (Früh-)Erkennung, Beratung, Förderung und Therapie bei Menschen aller Altersstufen durchgeführt.

Weitere wichtige Aufnahmen übernehmen Logopäden und Logopädinnen im Bildungsbereich, z. B.  Beratung und Fortbildung von Eltern, Pflegekräften, Erzieher*innen und Lehrkräften oder in der Therapie von Lese- und Rechtschreibstörungen.

Derzeit gibt es insgesamt etwa 29.000 Beschäftigte im Bereich der Logopädie/Sprachtherapie (Statistisches Bundesamt, 2017). Mehr als 90% davon sind Frauen.

Sie arbeiten in logopädischen Praxen, Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, Ambulanzen, (Früh-)Förderzentren und KiTas.
Außerdem in der Forschung und Lehre an Berufsfachschulen, Universitäten und Fachhochschulen.

Patholinguistik

Die Patholinguistik befasst sich in Praxis, Forschung und Lehre mit Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen im Erwachsenen- und Kindesalter. Das Studium beinhaltet u. a. die Teilbereiche: Kognitive Neurolinguistik und Psycholinguistik. Diese Disziplinen erforschen den Zusammenhang von Sprache und Gehirn und entwickeln Modelle der normalen und der gestörten Sprachverarbeitung sowie des Spracherwerbs. Damit werden die theoretischen Grundlagen für die Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Konzepte für Sprach-, Sprech und Schluckstörungen im Erwachsenen- und Kindesalter geliefert.

Patholinguist*innen (B.Sc.) sind berechtigt, Heilmittel zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung abzugeben. Sie können daher vielfältige Aufgaben im Bereich der Diagnostik, Therapie, Forschung und Lehre von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern übernehmen. Patholinguist*innen arbeiten in klinischen oder ambulanten Einrichtungen wie z.B. in sprachtherapeutischen Praxen, Sozialpädiatrischen Zentren, Lerntherapeutischen Einrichtungen, Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken, geriatrischen Einrichtungen und Beratungsstellen. Hier arbeiten sie in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Beratung und können darüber hinaus auch für die Organisation und Leitung der Einrichtung verantwortlich sein.

Patholinguist*innen, die im Bereich der Lehre und Forschung tätig sind, arbeiten u. a. als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Dozent*innen an Universitäten, Hochschulen oder Logopädiefachschulen. Hier ist neben der Grundlagenforschung auch die Erstellung von Diagnostikverfahren und Therapieansätzen ein weiterer Arbeitsschwerpunkt.

Sprachverarbeitung

Die Sprachverarbeitung ist Teil der Kognition und beschreibt die Denkprozesse, die es braucht, um Sprache aufzunehmen (Sprachrezeption) und zu produzieren (Sprachproduktion). Dazu gehört das Dekodieren, also Entschlüsseln und Interpretieren von kommunikativen und sprachlichen Inhalten (Analyse), die kognitive Repräsentation von Wissen und Erfahrungen (Semantik) und das Enkodieren, also Zusammensetzen von Gedanken in sprachliche Einheiten (Synthese). Für die Prozesse braucht es ein ausreichend leistungsfähiges Arbeitsgedächtnis und Langzeitspeicher für Wörter (mentale Lexika). Die einzelnen Routen und Komponenten der Sprachverarbeitung können ganz unabhängig voneinander erhalten oder beeinträchtigt sein. So können nach einem Schlaganfall Fähigkeiten im Sprachverstehen, Lesen, Schreiben oder in der Sprachproduktion ganz unterschiedlich stark betroffen sein. Treten Störungen in einem oder mehreren dieser Bereiche auf, spricht man von einer Aphasie. Die Artikulation ist dabei ein eigenständiger Prozess, der keinen Teil der kognitiven Verarbeitung darstellt und nur bedingt mit zur Sprachverarbeitung gehört, sondern überwiegend ein rein motorischer Prozess ist und also getrennt von dem Phänomen Aphasie zu betrachten ist.

Sprechapraxie

Bei einer Sprechapraxie ist die Planung von Sprechbewegungen gestört. Dadurch können die Artikulation, die Sprechmelodie und der –rhythmus (Prosodie), sowie das Sprechverhalten betroffen sein.

Die Sprechapraxie tritt nach einer Schädigung bestimmter Gebiete (Areale) im Gehirn, die nahe an den Sprachgebieten liegen, auf. Sie kann ausgelöst werden durch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata (SHT) oder entzündliche Hirnprozesse (z.B. Hirnhautentzündungen).

Nur etwa 10% der Sprechapraxien treten isoliert, also ohne weitere Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens, auf (Wertz, 1985, zitiert nach Lauer & Birner-Janusch, 2010, S.11). Sie treten häufig in Kombination mit Aphasien (Sprachstörungen) (85% der Fälle) und/oder selten mit Dysarthrien (Störung des motorischen Ausführens des Sprechens) (5%) auf.

Bei einer Sprechapraxie treten folgende Symptome auf:

  • Lautliche Abweichungen bzw. Entstellungen von Lauten (z.B. übermäßig behauchtes /t/) à führt zu Unverständlichkeit
  • Ersetzung und/oder Vertauschung von Lauten
  • Störungen treten häufig am Anfang von Wörtern auf
  • Suchbewegungen der Artikulationsorgane (Lippen, Zunge, Kiefer, …)
  • Variierende Fehler bei Wiederholungen
  • Verminderte Sprechgeschwindigkeit
  • Gedehnt gesprochene Vokale
  • Silbische Sprechweise
  • Auffälligkeiten der Wortbetonung (Prosodie)

Häufig ist das Sprechen der Betroffenen angestrengt, was zu mimischen Mitbewegungen, gepresstem Stimmklang und Anspannung der Hals- und Gesichtsmuskulatur führen kann. Die Ausprägungen reicht von leichten „Startschwierigkeiten“, Versprechern oder Unflüssigkeiten beim Sprechen, bis zur Unfähigkeit, überhaupt irgendeinen intendierten Sprachlaut zu produzieren.

Sprechmotorik

Mit Sprechmotorik werden alle zur Artikulation notwendigen Bewegungen gezählt. Diese werden von Zunge, Lippen, Gaumensegel, Kehlkopf ausgeführt. Ein diffiziles, zeitlich und räumlich perfekt getimtes Zusammenspiel sorgt für eine verständliche und individuell wiedererkennbare Art zu sprechen.

Sprechstörungen treten auf, wenn die ausführenden Organe die für das Sprechen benötigten Bewegungen nicht mehr korrekt ausführen können (Dysarthrie) oder zentralnervös nicht mehr innerviert werden und so den Dienst versagen (Sprechapraxie). Die Ursachen sind vielfältig und können in einem Schlaganfall oder anderen neurologischen Grunderkrankungen wie Parkinson, ALS, Zerebralparese, nach Schädel-Hirn-Trauma u. a. begründet sei

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